Bloch, Helene
Zur Person
Nachname | Bloch |
Vorname | Helene |
Weitere geführte Namen | Lena |
Geboren | 16.01.1869 in Sulzburg |
Gestorben | 17.12.1956 in Frankfurt/Main |
Eltern | Joseph Bloch und Fanny Dreyfuss |
Verheiratet mit | |
Kinder | |
Wohnort(e) |
Badstraße 6 Sulzburg, Badstr. 6, Freiburg, Frankfurt/Main |
Beruf | Büglerin |
Funktion |
Weitere Informationen
Siehe auch: Die Familie von Joseph BlochHelene Bloch lebte bis 1938 in ihrem Geburtshaus und zog nach dem Pogromtag zu ihrem Bruder Nathan nach Freiburg. Dieser betrieb in der Okenstraße 48 ein Geschäft für Webwaren und Stoffe, das er im Dezember 1938 aufgeben musste. Helene Bloch wurde zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin von dort nach Gurs deportiert, dann in verschiedene Lager gebracht und schließlich in ein Altersheim in Felletin. Von dort aus konnte sie 1950 in das jüdische Altersheim in Frankfurt/Main zu ihrem Bruder Nathan ziehen.
Aus Felletin schrieb Lene Bloch 2 Briefe an ihre Sulzburger Nachbarn:
Felletin la Chassagne, den 27.Dez. 49
Meine liebe Familie Pässler.Entschuldigt bitte, daß so lange nicht geschrieben habe. Vor Allem hoffe, daß Ihr gesundheitlich zufrieden seid. Über mein Befinden habe ich immer zu klagen, meine Hände verursachen mir noch Schmerzen, habe schon vieles dafür getan, für einige Minuten Ruhe nehme als Asperin; das Alter mit 81 Jahren bringt so Manches; trotzdem danke dem lieben Gott mich geistig noch zu erhalten. Erst heute bringe mich dazu für dein Hochzeits Bild, liebe Alice, meinen herzlichen Dank zu sagen; Dein lb. Mann kommt mir so bekannt vor, als ob ich ihn schon gesehen hätte & finde ich, daß Du gut gewählt hast, & glücklich beisammen Euer Leben verbringen werdet. Aus Euren letzten Zeilen höre ich, daß es Euch an Arbeit diesen vergangenen Sommer nicht gefehlt hat; aber z. Zeit wird es bei Euch etwas ruhiger sein & dennoch findet man Arbeit.
Weiß nicht, ob mein Bruder von seiner Veränderung Euch geschrieben hat, seit Ende Oktober ist er in das jüdische Altersheim nach Frankfurt a. Main übergesiedelt, wo es ihm in jeder Art & Weise sehr gut gefällt. Er besitzt ein Einzelzimmer, hat wieder sein eigenes Bett &. verschiedene andere seiner Sachen mitnehmen können; bei Susi hat es ihm schon lange nicht mehr gefallen; nun ist es auf jede Art besser. Nathan sein Wunsch ist, daß auch ich zu ihm nach Frankfurt in dieses Heim kommen soll; nun seit einigen Tagen habe ich mich zur Rückwanderung gemeldet, aber es kann noch einige Monate dauern, bis die nötigen Papiere erhalten werde & hab ich die Hoffnung daß ich Euch auch wieder sehen werde, worauf ich schon im Voraus mich freuen werde & über so vieles mit Euch zu sprechen habe; also so Gott will wird es dazu kommen? Für das neue Jahr 1950 gratuliere ich Euch Allen recht herzlich mit dem Wunsche noch viele Jahre mit Gesundheit & Zufriedenheit Euer Dasein beschließen zu können.
Nun liebe Nachbarn, noch meine herzliche Grüße an Euch Alle von Eurer treuen
LENE
Felletin la Chassagne, den 8. II.50
Liebe Familie Pässler & StröhlaEuren lieben Brief vom 29.12. habe erhalten, womit mich sehr freute, besonders Euer aller Wohl daraus zu erfahren & besten Dank für dessen Aufmerksamkeit. Nun bin ich noch immer in Frankreich, es braucht eine lange Zeit bis es mit den nötigen Papieren zur Rückreise geregelt sind(?), ich mußte von Frankfurt von der amerikanischen, von der deutschen Behörde & von der französischen Militärbehörde die Einreise Genehmigung bekommen, die ich auch erhalten habe. Nun erhielt ich von der Präfektur hier nachträglich noch die Mitteilung daß ich auch vom Bürgermeisteramt Sulzburg eine Bescheinigung haben muß daß ich vor dem Kriege in Sulzburg geb. und wohnhaft war, bis zur Deportierung nach Frankreich. Ich habe mich sofort an das Bürgermeisteramt gewendet & heute habe ich alle erforderlichen Papiere erhalten, & zugleich mit der Bemerkung, daß ich 1,50 M Unkosten zu zahlen hätte; da ich dieses von hier aus nicht erledigen kann, so möchte Euch meine Lieben bitten, diesen Betrag dem Bürgermeisteramt einstweilen zu bezahlen; mein Bruder wird in einigen Wochen zu Euch kommen &. dann alles in Ordnung bringen, also vorerst vielen Dank. Ich denke bis in 3-4 Wochen meine Rückreise antreten zu können & wann ich dann einige Zeit in Frankfurt sein werde, mir das große Vergnügen machen & Euch besuchen, worauf ich mich jetzt schon freue – so Gott will. Also, auch vielen Dank für Eure Einladung. Vieles werden wir dann zu sprechen haben. Auf ein freudiges gesundes Wiedersehen hoffend, grüßt Euch Alle in treuer Freundschaft
Eure LENE BLOCH
Datenquelle
StAF, I (L10); HStASt, EF 1878; StAS, XIII/1.21; Ausk. Israelitische Gemeinde Frankfurt/Main; Briefe aus Privatbesitz; BLA, HB
— Quellenverzeichnis
Letzte Änderung: 17. April 2015