Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren die meisten Juden in Sulzburg, wie generell in Baden, „Handelsmänner“, das heißt Händler jeder Art mit unterschiedlichem Einkommen. Einige fungierten gleichzeitig als Geldverleiher. Nur in Berufen, die für ein Leben nach den Reinheitsvorschriften notwenig waren, wie Bäcker und Metzger, war es leichter, eine Zulassung als Handwerker zu bekommen. Außerdem gab es Lehrer und später auch Lehrerinnen. Weitere Berufe waren für das religiöse und soziale Leben der Gemeinde wichtig:
Rabbiner
Ab 1727 war Sulzburg Wohnsitz einer Reihe von Rabbinern, die für das badische Oberland zuständig waren, aber weitgehend von der Gemeinde bezahlt wurden und nur ein geringes Einkommen hatten. Für zahlreiche Dienste wie z.B. die Erstellung von Verträgen, innerjüdische gerichtliche Entscheidungen und andere Amtshandlungen, bekamen sie zusätzlich Gebühren.
Kantor
Ähnlich war die Situation für die Kantoren, die gleichzeitig Religionslehrer und Schächter waren und dadurch ihr Einkommen verbessern konnten.
Synagogendiener
Eine weitere Funktion in der Gemeinde hatte der der Synagogendiener, der Schammes oder Schulklopfer. Seine traditionelle Aufgabe war es, an die Fensterläden zu klopfen, wenn ein Gemeindemitglied gestorben war oder es Zeit für den Frühgottesdienst wurde. Später im 19 Jahrhundert kamen andere Aufgaben dazu: den Gottesdienst zu überwachen, die rituellen Gegenstände zu hüten und in Stand zu halten, schließlich auch als Thoravorleser zu fungieren und gelegentlich den Kantor zu vertreten.
Im 19. Jahrhundert bemühten sich der 1809 gegründete Oberrat der Israeliten in Baden und die badischen Regierungen unter Großherzog Karl Friedrich und seinen Nachfolgern, die Ausbildung von jungen Juden zu Handwerkern und Bauern zu fördern. Viele christliche Meister wollten keine Juden als Lehrlinge aufnehmen, wenn diese sich bemühten, den Sabbat zu halten und entsprechend den Speisevorschriften zu leben. In der Regel wollten die jungen Leute vom Lande an ihrem traditionellen Lebenswandel festhalten.
Den Standesregistern ist zu entnehmen, dass in Sulzburg vor allem Mitglieder der Familie Rieser ein Handwerk ausübten. So finden wir in dieser Familie zwei Seifensieder, einen Schneider, zwei Metzger und Gastwirte und zwei Handarbeitslehrerinnen, die in den zeitgenössischen Dokumenten als Industrielehrerinnen bezeichnet werden.. Weiterhin sind in Sulzburg außer Bäckern und Metzgern, die z.T. auch eine Gastwirtschaft betrieben, ein Schuhmachermeister und ein weiterer Seifensieder bekannt. Einige Sulzburger Juden wurden Bauern, wohl überwiegend im Nebenerwerb, und manche der Weinhändler waren auch als Schnaps- oder Branntweinbrenner tätig.
Nach 1862 verließen zunehmend junge Familien und einzelne junge Leute Sulzburg, um in größere Städte in Baden, aber auch im Elsass und in der Schweiz zu ziehen. Viele konnten dort eine fundierte Berufsausbildung bekommen oder studieren.
Die Töchter und Söhne aus den Familien, die Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Sulzburg lebten, lernten den Beruf nicht mehr ausschließlich vom Vater, sondern erhielten eine Fachausbildung an entsprechenden Einrichtungen oder studierten. Sie wurden Ingenieur, Landwirt, Landwirtin, Elektromechaniker, Zahnarzt, Lehrer, Lehrerin, Krankenpflegerin sowie Kontoristin.
In Sulzburg gab es in den 20er und 30er des 20. Jahrhunderts eine Reihe von jüdischen Geschäften. Von ihren Erinnerungen an die diese Geschäfte in ihrer Jugendzeit haben uns in den Jahren 2003/2004 Sulzburger erzählt:
Und weitere:
- Pension Kahn
- Textilgeschäft Kahn
- Der Judenbauer Weil
- Manufakturwaren Weil
- Textilgeschäft Kaufmann
- Der „Blochbäck“