Weil, Henri

Zur Person
NachnameWeil
VornameHenri
Weitere geführte NamenNaphtali, Harry
Geboren18.10.1865 in Sulzburg
Gestorben09.09.1936 in Sulzburg (Grab 147)
ElternLeopold Weil und Basile Bloch
Verheiratet mitAnna Aaron (1872-1950)
KinderBella (1894-1942),
Rosa (1898-1949),
Karl (1902-1988),
Luitpold (1909-1994),
Eugen (1895-1901)
Wohnort(e) Hauptstraße 72
Sulzburg
Beruf
Landwirt, Kaufmann, Viehhändler
Funktion
Mitglied der freiwilligen Feuerwehr
Weitere Informationen
Siehe auch: Die Familie von Leopold Weil

Henri Weil änderte während des Militärdienstes 1885 seinen rituellen Namen Naphtali in Henri oder Harry. Er war einer der wenigen jüdischen Landwirte, besaß eine Reihe kleiner Grundstücke und bildete vermutlich mehrere Landwirtschaftspraltikanten aus, die nach Palästina auswandern wollten.

Abweichend von der Grabsteininschrift ist Henri Weil im Standesregister mit dem Vornamen Naphtali eingetragen, entsprechend jüdischer Sitte nach seinem Großvater benannt, der bei der Geburt des Jungen bereits verstorben war. Bei seiner Rekrutierung 1885 änderte Naphtali seinen Vornamen in Henri - gegen Bezahlung von 37 Mark - und folgte damit einem verbreiteten Trend. Statt des biblischen Namens wählten viele Juden auch schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen bürgerlichen Namen. So z. B. für den Namen des Stammvaters Naphtali den Namen seines Symboltieres: Cerf in Frankreich, Hirsch in Deutschland. Daraus wurde dann Hirz oder Herz, später Heinrich, Henri oder Hermann.

Henri Weil entstammte einer der ältesten Sulzburger Familien. Zu seiner Zeit war er einer der wenigen jüdischen Bauern in Sulzburg; zusätzlich betrieb er gemeinsam mit seiner Frau Anna einen Lebensmittelhandel. Bei einer Berufs- und Betriebszählung 1907 in Sulzburg gaben Jakob Kahn und David Bloch an, dass sie sich ausschließlich von der Landwirtschaft ernährten. Im Verständnis vieler christlicher Nachbarn war Henri Weil jedoch der einzige, der „schaffte“, denn Handel treiben galt ihnen nicht als richtige Arbeit.

Im Jahr 1916 erhielt er das Ehrenzeichen der freiwilligen Feuerwehr für 25jährige Dienstzeit.

Aus den Erinnerungen von Sulzburger 2003/2004 an die jüdischen Nachbarn ihrer Jugendzeit:

…neben dem ev. Pfarrhaus gab es den „Judebaur", Harry Weil, der bei der evangelischen Bevölkerung in Sulzburg umstritten war, da er die Angewohnheit hatte, am Sonntagmorgen, wenn der evangelische Gottesdienst begann, seine Mistlache auszufahren, was dementsprechend stank…

… Es war ein Bauernhof mit christlichem Dienstpersonal, damit der Betrieb am Samstag, am Schabbes, weitergehen konnte…

…der Bauer Weil, leerte regelmäßig im Pfarrhaus nebenan die Dunggrube mit Hilfe einer Elektromotor-Pumpe…

… Die Kinder vom Bauern Harry Weil hießen Karlchen und Rosel und wohnten im Erdgeschoß; im 1. Obergeschoß wohnte Harrys Bruder Alfons, der mit Kaffee und Tee handelte. Dessen Frau hatte auch Gästezimmer für Juden. In Sulzburg haben wohl die Juden mit dem Vermieten von Gästezimmern begonnen. …

Datenquelle
StAF,I (L10), G18/2,174; HStASt, EF 5798; JMS; StAL,I; Ausk.SBü; StAF, 18/2, 174; StaS, Stb.
Quellenverzeichnis

Letzte Änderung: 14. Februar 2016