erwerb_fischjud

Der Verkaufsraum vom 'Fischjuden' befand sich in dem mittleren Haus,
vor dem der Holzstapel liegt, im Stadtplan Nr. 16.

Aus den Erinnerungen von Sulzburgern (2003-2005) an die jüdischen Geschäfte ihrer Jugendzeit:

„Man sagte nur ‚Fischjud‘, und nicht den Namen, daher ist mir der nicht mehr in Erinnerung“, sagt Frau S. Frau G. weiß noch, dass: „der ‚Fischjud‘ und das 'Wullejüdele' Brüder waren. Die Frau vom ‚Fischjud‘ war eine Berlinerin, die man kaum verstand. Deshalb nannten sie den ‚Fischjud‘ auch noch „Berliner“ . Seine Familie war sehr arm“.

Aus verschiedenen Erinnerungen:
Der „Fischjud“ in der Hauptstraße hatte keinen richtigen Laden, gewissermaßen im Wohnzimmer wurde der Fisch gewogen. Neben der Waage stand eine Bonbon-Schachtel. Daraus verteilte er immer mit seinen Fischfingern Bonbons an die Kinder. So schmeckten die dann auch.

Beim ‚Fischjud‘ gab‘s viel Stockfisch, aber er hat nicht nur mit Fisch, sondern mit allem möglichen bis zu Schuhbändeln gehandelt; damit ist er auch übers Land gezogen. Er hat den Sulzburgern den Fisch auf Wunsch ins Haus gebracht.
In dem Laden hat es damals so gestunken, dass man es heute noch zu riechen meint.

Herr Sch.: Als ganz junger Maurer im väterlichen Baugeschäft in Dottingen musste er beim ‚Fischjuden‘ in Sulzburg eine Kellerdecke betonieren. Und das kam so: Der Fischbloch hatte seine Fische auf einem Holzgestell im Flur neben dem Wohnraum ausgelegt, die er regelmäßig zur Frischhaltung mit Wasser begoss. Das überflüssige Wasser lief auf den Boden und versickerte. Eines schönen Tages brach nun der Fischbloch mitsamt seinen Fischen ein und fand sich im Keller wieder. Die Holzdecke war durchgefault. Der junge Sch. versuchte den Vater zu überreden, die Arbeit von den Lehrlingen machen zu lassen, um dem Fischgeruch zu entkommen, aber der Vater war unnachgiebig.

Frau S. hört noch, wie der „knitze“ Mann mit der besonderen jüdischen Sprachfärbung folgende Geschichte erzählte: Eines Tages habe ihn ein Polizist angehalten, der seinen Handelsschein kontrollieren wollte, und ihn gefragt, wer er sei. Er habe darauf geantwortet „no, ich bin an Schieber“ (was er auf den Karren, den er schob, bezogen hatte). .....

Herr T.: Er wohnte mit seinen Eltern in den 50 er Jahren in diesem Haus, war damals ungefähr 16 Jahre alt. Von einem älteren Hausbewohner hat er erzählt bekommen, dass in dem Anbau links hinter dem Haus unten ein Plumsklo und daneben ein Lager für Brennmaterial war; darüber war ein Raum, dessen Dach man abdecken konnte; dort wurde das Laubhüttenfest gefeiert.