Das Textilgeschäft am Marktplatz wurde gemeinsam von Leo Weil, seiner Frau Pauline und seiner Schwester Marie Ruf betrieben.
Sulzburger erinnern sich (2003 – 2005) an jüdische Geschäfte in Sulzburg:
Herr D.: Das jüd. Textilgeschäft ‚Ruf und Weil‘ (im Haus vom heutigen Edeka-Sutter) war weit und breit das größte und beste Textilgeschäft.
Frau T. und Frau W.: Im Stoffladen der Familie Weil konnte man auch Unterwäsche und Schürzen kaufen und außer Textilien auch Betten.
Frau E.: Der Traum jeder Konfirmandin war ein schwarzes Samtkleid. Den Stoff dazu kaufte man natürlich bei Leo Weil.Herr S aus Oberweiler.: Eines Sonntags stellte seine Mutter fest, dass er keinen Anzug für eine festlichen Anlass (wahrscheinlich Konfirmation) hatte. Sie schickte ihn zu Leo Weil nach Sulzburg, zu dem er sich sofort (am Sonntag) aufmachte; er ging über den Berg, durch den Wald nach Sulzburg, wo Leo Weil ihn für einen Anzug vermaß und den Stoff aussuchte.
Leo Weil kam auch nach Oberweiler und in die anderen umliegenden Orte, um mit Kurzwaren (Nähfaden, Bänder, Knöpfe) zu handeln. Dies war dann für ihn die Gelegenheit, wieder einen Teil des Geldes für von im geschneiderte und bereits gelieferte Kleidungsstücke zu bekommen, bis sie schließlich ganz bezahlt waren.Frau W.: Als ihre Mutter nach 33 bei Weils Wäsche gekauft hatte, kam sie dafür ans schwarze Brett am Marktplatz: „Frau M… kauft bei Juden“. Die Mutter soll dazu gesagt haben: „Das ist mir egal, da hab ich früher schon gekauft, da kauf ich auch jetzt.“
Frau R. erinnert sich noch an die „Reichskristallnacht“ in Sulzburg, als beim Textilladen der Familie Weil, dem heutigen Edeka-Laden, die ganzen Stoffballen auf der dreckigen Straße verstreut herumlagen.