2011%2009%2019%20Eberhard%2C%20Staufen%20u.a%20129

Wenn man auf dem kleinen baumbestandenen Platz des Friedhofs, unmittelbar nach der Eingangshalle, sich nach links - nach Osten - wendet, steht man vor dem Gedenkstein für die Opfer der Shoa aus hellgrauem Granit, der den Blick auf den ältesten Teil des Friedhofs gleichsam symbolisch verstellt.

Dieser Stein wurde 1970 auf Initiative von Juden errichtet, die dafür ein Komitee gegründet hatten. Hauptinitiatoren waren zwei Nachkommen Sulzburger Juden: Hugo Bloch aus München und Ludwig David Kahn aus Basel. Der Gestaltungsentwurf des Steines stammt – wie das Eingangstor - von Hugo Bloch. Der große, ebenmäßige Granitblock wurde in Tarn, Südfrankreich, gebrochen.

Spender aus aller Welt, die sich diesem Vorhaben verbunden fühlten, sind dem Aufruf der Initiatoren gefolgt und haben Geld, Ermutigung und Dank für dieses Gedenken gesandt. In einem feierlichen Akt wurde der Stein am 1. April 1970 im Beisein von weltlichen und geistlichen Honoratioren geweiht.

Der anwesende Rabbiner Nathan Peter Levinson sagte am Schluss seiner Rede:

„Mahnen soll uns dieser Stein an die Vergangenheit,
gewidmet ist er der Zukunft. Die Kette der
Generationen ist nicht abgebrochen. Der Glaube
an die Menschen nicht erloschen. Wen seine
Schritte an dieser Stätte vorbeiführen, möge stark
werden aus der Kraft des Gestern für das Morgen.“

Die nach Westen zeigende Rückseite des Mahnmals - der Stein ist wie fast alle Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof nach Osten, nach Jerusalem, gerichtet - trägt die Inschrift:

Den Opfern der Judenverfolgung
von 1933-1945 gewidmet und
dem Gedenken der Juden
von Sulzburg und Staufen
die schutzlos preisgegeben
den Tod für ihren Glauben
erlitten.
Errichtet zum dreissigsten
Jahrestag der Auslöschung
ihrer altehrwürdigen
frommen Gemeinde.
1970

Auf der nach Osten ausgerichteten Seite wurden die damals bekannten
Namen der Opfer eingraviert und ein Vers aus dem Buch Daniel XII-9/13:

Verschlossen und versiegelt sind
Die Worte in der Zeitlichkeit.
Du Daniel geh deinen Weg zum
Ende und du wirst ruhen und
erstehen zu gesegneterem Lose.

Die Weihe-Feier 1970 endete mit dem Kaddisch-Totengebet.