Auslöschung der jüdischen Gemeinde, 1933-1945
1933 lebten noch etwa 100 Juden in Sulzburg. Schon am 1. April 1933 postierten sich vor den Geschäften der Sulzburger Juden SA-Trupps, um Käufer abzuhalten. Immer mehr Juden verließen ihren Heimatort.
Mit den Nürnberger Gesetzen von 1935 begann die schrittweise Entrechtung der Juden. 1938 war den Viehhändlern ihre Lizenz und somit ihre Verdienstmöglichkeit bereits entzogen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden in Sulzburg jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert, die Synagoge geschändet. Jüdische Männer wurden ins KZ Dachau verschleppt.
Im Oktober 1940 wurden die letzten in Sulzburg lebenden siebenundzwanzig lang ansässigen Sulzburger Juden in das Internierungslager Gurs deportiert. Acht von ihnen starben dort unter den elenden Lagerbedingungen an Krankheiten und Hunger.
1942 bis 1944 wurden vierzehn der Überlebenden aus Gurs über Drancy bei Paris in die Vernichtungslager im Osten deportiert und dort ermordet.
Acht Juden, die erst 1937 und später nach Sulzburg gekommen waren, konnten hier überleben. Vier von ihnen waren durch den nichtjüdischen Ehemann bzw. Vater bedingt geschützt. Vier Jüdinnen aus Breisach wohnten zeitweise bei einer dieser christlich-jüdischen Familien. Sie alle lebten in der täglichen Angst vor Schikane, Gewalt und Willkürmaßnahmen.
Die Jüdische Gemeinde in Sulzburg war am Ende der NS-Gewaltherrschaft ausgelöscht. Die ehemalige Synagoge wurde nach dem Krieg als Lagerraum bzw. gewerblich genutzt. Kein Sulzburger Jude kehrte in seinen Heimatort, in sein Haus zurück.
Von den NS-Tätern, die am Novemberpogrom 1938 in der Stadt und auf dem Friedhof beteiligt waren, wurden nur drei namentlich ermittelt und 1947 in einem Prozess zu Freiheitsstrafen verurteilt.