Klostergasse 4 #31

ca. 1960
2004
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Das Haus gehörte Max Kahn, der im Rheinland lebte. Sein Bruder Leopold verwaltete für ihn das Haus. Die Schwester der beiden, die alleinstehende 60-jährige Babette Kahn, wohnte im Haus, das sie nach dem Zwangsverkauf räumen musste.

haus_31_schl__ssel  Dies war ein Schlüssel des Hauses

 

Ein Geschehen, der im damaligen NS-Jargon „Grundstücksentjudung“ genannt wurde:

Für das Haus Klostergasse 4 konnte sowohl der staatlich erzwungene Verkauf  1939 sowie die Restitutionsklage 1950 rekonstruiert werden. Zu allen Vorgängen lagen uns Kopien amtlicher und privater Unterlagen vor.

Hier eine Zusammenfasseng der Vorgänge:

Das Haus gehörte seit 1907 Max Kahn, dem Bruder von Leopold Kahn, der in der Nähe seinen Viehhandel betrieb, und von  Babette Kahn, die in Max´ Haus wohnte. Max Kahn selbst lebte im Rheinland.

Aufgrund von Verordnungen aus dem Jahr 1938 war Max Kahn - wie alle Juden -  gezwungen, seinen Grundbesitz zu verkaufen. Unter diesen Umständen konnte kein angemessener Preis erzielt werden.

Der Käufer musste den Kaufpreis auf ein Sperrkonto einzahlen. Davon wurden dann verschiedene Juden-Abgaben und –Steuern einbehalten, die Verkäufer erhielten meist gar nichts von dem Geld. 

Ein junges, armes Ehepaar mit 2 kleinen Kindern konnte das Haus von Max Kahn erwerben, weil es nicht teuer war. Viele Reparaturen konnten in Eigenleistung vom Ehemann ausgeführt werden, der als Langholzfahrer in einem Sulzburger Sägebetrieb arbeitete. Er kam jedoch nicht aus dem Krieg zurück, wurde 1945 als vermisst erklärt, die Frau stand mit den beiden Kindern alleine da.

1950 fand eine gerichtliche Verhandlung vor der Restitutionskammer des Badischen Landgerichts in Freiburg statt: die Ehefrau sollte entweder eine Nachzahlung an  Max Kahn leisten – ihm war die Flucht ins Ausland gelungen  - oder das Haus zurückgeben. Die Frau entschloss sich schweren Herzens zur Zahlung, fand die Entscheidung aber ungerecht. Ihr war nicht bewusst, dass ihr Mann das Haus 1939 weit unter dem Schätz- und Versicherungswert erworben hatte, was sich aber belegen ließ.

So oder ähnlich wie in diesem Fall, ist es bei vielen Haus-Zwangsverkäufen gewesen.

Bewohner

Familien:

Personen:

Datenquelle:
JMS - Quellenverzeichnis
Bild (früher): Ludwig David Kahn
Bild (heute): IjSiS

Letzte Änderung: 9. Januar 2015